Donnerstag, 11. Juli 2019

Sommerwanderung


Meine Laufpläne haben sich alle geändert. Ursprünglich wollte ich dieses Jahr folgende Läufe absolvieren:
So toll es bestimmt ist, auf der gesamten Welt irgendwelche Wettkämpfe zu bestreiten, so schön und bestimmt ökologisch sinnvoller ist es, die Heimat kennenzulernen. Bei vielen Touren zu Fuß oder mit dem Rad war es unglaublich, was für schöne Ecken wir entdecken konnten!

Da durch die Entnahme der Gewebeprobe im Hals eine Wunde entstand, konnte ich vorerst nicht mehr rennen. Die Ärzte rieten mir davon ab. Um wenigstens Teile meiner Planung umzusetzen, wollte ich den Kammweg erwandern. Sowohl An- und Abfahrt erwiesen sich als sehr kompliziert, so wurde der Plan schnell wieder verworfen. Ich vereinfachte die Route und diese führte nun von Johanngeorgenstadt Richtung Heimat.

Die Grobplanung der Tour war durch die Ortskenntnis schnell erledigt. Die kleinen Details und den gpx-Track klickte ich mir bei gpsies.de zusammen. Sicher war, dass es zwei Tagesetappen werden. Danach richtete sich das Gepäck aus.

Ursprüngliche Planung


Los ging es am Montagvormittag ab dem Bahnhof Wilkau-Haßlau. Die Erzgebirgsbahn brachte mich entlang der Zwickauer Mulde und später einem Zufluss bis zum Grenzort und Endpunkt der Bahn. Nach einer guten Stunde Fahrzeit konnte es endlich losgehen. Steil ging es durch den Ort von dem Tal aus bergauf in die Ortsmitte von Johanngeorgenstadt. Früher war hier der Bergbau zu Hause, die Narben im Ortsbild sind hier sehr genau zu erkennen. Ebenfalls ist der starke Bevölkerungsschwund deutlich zu sehen. Schön waren die überdimensionalen Symbole des Weihnachstland Erzgebirge anzusehen.



















Im Zentrum stärkte ich mich noch, bevor ich dann endlich die Zivilisation hinter mir ließ. Eines der letzten großen Bauwerke war die Sprungschanze, die imposant aus dem Wald heraus ragte. Es ging über gut ausgezeichnete Wanderwege durch die Wälder, meistens waren es Fichten, selten Misch- bzw. Laubwälder. Weitere Wanderer traf ich überhaupt nicht, am ersten Tag war ich komplett alleine unterwegs. So war es glücklicherweise eine unbeschreibliche Stille auf der Wanderung. Es gab keine Zivilisationsgeräusch, nur Natur und Ruhe. Ich bin froh, dass ich mich auf den Weg gemacht habe, so kann ich die ganzen tollen Eindrücke aufnehmen und hoffentlich lange in meinem inneren Abspeichern.

Obwohl ich gerne gerannt wäre, hielt ich mich an den ärztlichen Rat und bewegte mich nur im moderaten Wandertempo. Über die Sauschwemme erreichte ich nach 12 km über den recht steilen Anstieg mit dem Auersberg den höchsten Punkt meiner Tour.  Leider war die Fernsicht nicht ganz so gut, es war etwas diesig. Unterhalb des Auersberg kann man die Talsperre Sosa erkennen, eine von den zwei großen Trinkwassertalsperren, an denen ich entlang kam. Dies war der richtige Platz für eine ausgiebige Rast und das Auffüllen der Wasservorräte. Es gab Energieriegel und Obst. So konnte ich gut gestärkt das nächste Teilstück in Angriff nehmen.



Durch die umfangreichen und an vielen Stellen zu sehenden Sturmschäden sind umfangreiche Forstarbeiten notwendig. Durch diese Arbeiten sind einzelne Forstwege gesperrt, so auch der direkte Weg zur Talsperre Sosa. So ging es über eine Ausweichroute weiter zum Teil recht steil bergab, bis nach 5 Kilometern die Talsperre erreicht war. An einer der Quellen, die hier entspringen, war es möglich, meine Wasservorräte aufzufüllen. Das Wasser war wirklich Quellrein! Toll war es, einige Launen der Natur zu bewundern, beispielsweise die Bufibu. Dies ist ein Gewächs, welches in der Botanik komplett unbekannt ist, selbst Google kennt diese Baumart nicht.😀

















Leider führte der Weg oft mit einigem Abstand von der Trinkwassertalsperre entlang, ich vermute, dass dies  zum Schutz des Trinkwasserreservoirs dient. An einer Stelle erschien es gut möglich, auf einem alten Forstweg direkt bis zur Talsperre zu kommen. Bereits nach wenigen Metern endete der Weg im dichten Brombeergestrüpp, es war dann ein ziemlich schwieriges vorankommen. Dafür entschädigte der tolle Platz am Wasser für alle Mühe. Es war ein sehr schöner Ort für eine kurze Rast. Der Rückweg zu meinem Wanderweg war eine andere Strecke, die nicht besser zu laufen war. Es war meine eigene Schuld, was verließ ich die Wanderwege...

Schon zu Hause hatte ich mir Gedanken zu den Übernachtungsmöglichkeiten gemacht. Sicher hätte ich in Eibenstock in einem Hotel oder einer Pension ein Zimmer mieten können, aber ich wollte in der Natur schlafen. So war neben dem Schlafsack die Hängematte im Rucksack verstaut. Zelten ist in Sachsen in der Natur verboten, über dieses Verbot wollte ich mich keinesfalls hinwegsetzen. Bei der Tourplanung sah ich, dass kurz hinter der Talsperre mehrere Schutzhütten bzw. Unterstände am Wegesrand aufgebaut waren. Diese waren als Standort auf der Uhr abgespeichert. Die erste Schutzhütte erreichte ich gegen 16 Uhr. Dieser Baumartenpavillon war eigentlich ideal und ich überlegte eine Zeitlang, ob ich ihn nutzen soll. Der Pavillon selbst liegt in einem Lehrpfad, meine Hängematte hätte ich locker darin aufbauen können. Am nächsten Morgen wären es dann rund 2 Stunden bis Eibenstock gewesen, wo es mit Sicherheit ein Frühstück gibt. Allerdings wusste ich nicht so Recht, was ich bis zum Abend noch hätte machen können. Also ging es auf zur nächsten Schutzhütte. Diese war etwa 1 Stunden entfernt. So überquerte ich noch die Staumauer und bildete mich an den zahlreichen Schautafeln weiter. Nach einem kurzen Bergabstück kam ich schließlich nach rund 4 Kilometer in das Tal der Großen Bockau, einem weiteren Muldezufluss. Da war es wirklich nur eine kleine Schutzüberdachung, aber der Baustil war optimal für meine Hängematte. Nachdem das mitgebrachte Abendbrot verzehrt war, baute ich mein Schlaflager auf, badete mich in dem Bach und kroch in meinen Schlafsack. Handy oder gar mobilen Datenempfang gab es nicht, so konnte ich noch in Ruhe lesen und hörte dem Plätschern des Baches zu, bevor mir sehr zeitig die Augen zufielen. Der Tag hat mich sehr berührt und mich zufrieden gemacht. Mein Schlaf war tief und fest. Dabei schützte mich mein Schlafsack vor Mücken, ebenso eine leichte Mütze und über dem Gesicht ein Bufftuch. So wachte ich am nächsten Tag gut ausgeschlafen weit vor dem Sonnenaufgang auf.

















Der Bach war für die morgendliche Hygiene optimal. In der internen Checkliste wird das Vorhandensein eines Gewässers als Punkt für einen Schlafplatz mit aufgenommen!

Nach dem Abbau meines Lagers startete ich Richtung Blauenthaler Wasserfall, dieser war nur zwei Kilometer von meiner Übernachtungsstelle entfernt.  Dieser höchste sächsische Wasserfall enttäuschte mich auf ganzer Linie, da genau kein Tropfen herunterfloss. An dem künstlichen Zulauf führte der Weg nach Eibenstock entlang, ich glaube, es ist ein Gemisch aus der allgemeinen Wasserknappheit und Verwahrlosung, welche zum Vertrocknen des Wasserfalls führte.

Nachdem mit großem Tamtam verkündet wurde, dass das Erzgebirge jetzt Weltkulturerbe geworden ist, gibt es ja vielleicht Besserung. 


In Eibenstock gab es ein leckeres Frühstück  und Proviant für die zweite Tagesetappe. Die ursprüngliche Planung war, dass ich die Talsperre Eibenstock im Osten entlang wandere. Ich hatte noch genügend Zeit und Lust für eine Verlängerung, deswegen wählte ich die längere Runde über die Westseite.

Eine Bekannte hatte die Talsperre vor einiger Zeit komplett umwandert, ich hatte noch im Ohr, was für ein toller Weg das ist. Das erste Stück ging direkt auf der Fernverkehrsstraße entlang, erst nach etwa zwei Kilometer konnte ich dann in den Wald zurück. Die Aussichten über die größte Talsperre Sachsens waren schön, ebenso der Kontakt mit einem der wenigen E-Bike Fahrer. An einem Aussichtspunkt traf ich einen älteren Mann, der mit seinem E-Bike einer Herzoperation davon gefahren ist. Er hat in drei Jahren 5000 Kilometer zurückgelegt! Weiter ging es jede Wendung und Kehre mitnehmend auf den leider durchgehend bitumierten Weg bis nach Hundshübel. Die Kirche sieht genauso schick aus, wie die meisten der Häuser in den kleinen Erzgebirgsgemeinden. Außerhalb dieses Dorfes gab es dann in einem kleinen Imbiss ein leckeres Mittagessen, das war nach 26 zurückgelegten Tageskilometern mehr als verdient! Nachdem ich mich ausreichend gestärkt und erholt hatte, ging es weiter über eine kleine Verbindungsstraße und schöne Waldwege durch Heide und Moorwaldgebiet. Entlang der Wege war es eine üppige Flora. Im Gegensatz dazu habe ich während der zweitägigen Wanderung nicht ein Wildtier wie Hase, Fuchs oder Reh gesehen.

Nach einem von mir nicht erwarteten Anstieg kam ich zum höchsten Punkt unseres Landkreises, ich wusste bis dahin nicht, wo sich dieser befindet, also wieder etwas dazu gelernt. Von da aus konnte ich schon unser Heimatdorf sehen! Dieses war nicht mein Ziel. Etwa nach 36 Tageskilometern war es mit dem Wandern durch die Wälder vorbei. Über zwei kleine Dörfer kam ich nun zurück in das Tal der Zwickauer Mulde.





























Entlang des Flusses gibt es in dem Abschnitt keinen mir bekannten Wanderweg, also bin ich über die gut ausgezeichneten Feldwege zurück zum Ausgangspunkt meines kleinen Abenteuers gekommen. Dabei ging es fast bis zum Ausgangspunkt durch die schöne Natur unserer Heimat.


In Zukunft werde ich eine solche Tour, ob als Wanderung oder laufend (rennend) sicher öfter durchführen! Einfach den Rucksack nehmen und abgeht es! Nur der Rucksack mit dem notwendigsten, ein paar gute Laufschuhe, in denen meine Füße sich wohlfühlen und ein paar wirklich wenige Euro in der Tasche, um sich zu versorgen.... Ich genieße tolle Hotels, aber ich brauche sie nicht. Auf diesen Touren bekomme ich das Tausend-Sterne-Hotel mit dem Rauschen des Wassers für Muskelkraft und Schweiß.

Kurz möchte ich noch auf die Kosten meiner Wanderung aufschlüsseln:
Zugticket7,00 €
Mittagessen Tag 14,50 €
Verpflegung für Tag 1 (Obst, Brot, Käse, Riegel)6,00 €
Frühstück Tag 2 (incl. Kaffee)4,50 €
Verpflegung für Tag 2 (Riegel und Obst)3,25 €
Mittagessen Tag 2 (Linsensuppe, Radler und Eis)7,50 €
gesamt32,75 €
Ich hoffe, dass Euch mein kleiner Reisebericht gefallen hat, freue mich über Eure Rückmeldungen ebenso wie über das Teilen und konstruktive Kritik.