Donnerstag, 22. August 2019

Tag 59

Morgen beginnt der nächste stationäre Klinikaufenthalt und damit beginnt die Kombitherapie mit:
  • 33 x Bestrahlungen jeweils Montag - Samstag
  • 10 x Chemotherapie jeweils Montag-Freitag in der ersten und fünften Woche der Bestrahlung
Während die Bestrahlungen ambulant erfolgen, werde ich bei der Chemotherapie stationär behandelt. Das hängt unter anderem mit der enormen Wasseraufnahme zusammen, die vor und nach der Chemo notwendig ist, um Nierenschäden zu vermeiden.

Die vergangene Zeit habe ich genutzt, um mich von den Operationen zu erholen, die Kombitherapie vorzubereiten und auch Zeit mit der Familie zu verbringen.

Ich bin froh, dass es mir gut geht, alle Wunden verheilt sind und ich derzeit keine Schmerzen und großen Einschränkungen habe.

Detailliert sah das so aus:

Verheilung Magensonde


Nach etwa 7 bis 10 Tagen merkte ich die Sonde im täglichen Ablauf gar nicht mehr. Jeden Abend spüle ich diese mit lauwarmen Wasser. Am ersten Tag war das Wasser kalt, das war nicht toll. Aber das sagt einem ja keiner...

Da der Bereich schlecht einsehbar ist, kommt nun ein Pflegedienst, verbindet die Eintrittstelle drei mal wöchentlich und dreht die Sonde einmal in der Woche, damit diese im Magenbereich nicht festwächst. Das bereitet keine Schmerzen.

Die Ärzte meinen, dass rund 98 % aller Patienten, die im Halsbereich die Kombitherapie bekommen, die Sonde dann benötigen. Ich hoffe, das ich zu den 2% gehöre, die sie nicht brauchen, wenn doch, gibt es mit Sicherheit schlimmeres. Auf jeden Fall habe ich dann alles mir bekannte und als sinnvoll erscheinente gegeben, damit die Schleimhäute halbwegs intakt bleiben und ich weiter schlucken kann.

Pyhsiotherapie / Krafttraining


Durch die Operation im Halsbereich kam es zu einer starken Beeinträchtigung des Bewegungsradius besonders des linken Arms. Anfangs wurde die mit Dehnen und Massagen ausgeglichen. Dies erweiterte die Flexibilität wesentlich. Nach einigen Anwendungen bekam ich zu den Einheiten noch Hausaufgaben in Form diverser Übungen auf, fortan trainierte ich zweimal täglich und ich konnte weitere Verbesserungen spüren. Die Muskeln sehen optisch immer noch sehr unterschiedlich aus und die Einschränkungen bestehen noch.

Diese Behandlung musste ich nach Anfertigung der Maske für die Bestrahlung abbrechen, da bleibt für den Reha-Zeitraum eine größere Baustelle.

Bestrahlungsmaske


Für die Bestrahlungen im Halsbereich ist eine individuelle Maske angefertigt worden. Diese Maske ermöglicht die exakte und wiederholgenaue Lagerung während der Bestrahlung.

Hergestellt wird sie aus einer speziellen Plastikfolie, die wenige Millimeter dünn ist. Diese Plastikfolie wurde in einem heißen Wasserbad flexibel gemacht. Als ich bequem  auf dem Tisch des CT lag, ist das weiche und heiße Maskenmaterial über meinen Kopf-  Hals- Brustbereich  gelegt und an die Form des Kopfes und des Halses angepasst worden. Solange das Maskenmaterial heiß ist, kann es sehr gut modelliert werden. Da mich die nette Mitarbeiterin vorher wirklich gut informierte, war das heiße Netz aber kein Problem. Durch die Netzstruktur kann man auch weiterhin seine Umwelt sehen und alle Markierungen wurden auf der Maske angebracht. Dadurch kann ich auch weiterhin duschen.

Während die Maske erkaltete, begann schon das Planungs-Computertomogramm. Das wurde schon in der gleichen Lagerung mit fixierten Hals und Kopf angefertigt und dauerte wenige Minuten. Die Daten dieser Untersuchung wurden direkt an den Planungsrechner übermittelt, deshalb können Ihre diagnostischen CTs hier nicht verwendet werden. Au diesem Computertomogram erstellen die Spezialisten nun meinen detaillierten Bestrahlungsplan.

Nachdem die Untersuchungen abgeschlossen waren, ist die erkaltete Maske gelöst worden und ich konnte mich herausschälen.

Diese Maske werde ich in den nächsten knapp 6 Wochen jeden Werktag zu den Bestrahlungen tragen, sie hilft mit, dass nur von Krebszellen betroffene Bereiche getroffen werden.

Sport


Ich denke, dass in der kommenden Zeit, in der es eventuell mir nicht mehr ganz so gut geht, nicht etwa Fett abgebaut wird, sondern eher Muskeln. Aus diesem Grund versuche ich, weiter aktiv zu sein. Derzeit ist dies Reha-Sport mit sehr eingeschränktem Umfang und Intensität.

Dabei wechseln Ausdauer und Krafteinheiten sich täglich ab. Um etwas beweglicher zu werden, nutze ich im Fitness-Studio einen der angebotenen Yoga-Kurse.

Ernährung der letzten zwei Wochen

Weiterhin ernähre ich mich  nahezu vegetarisch und Kohlenhydrat reduziert. Dabei ist meine Ernährung weiter energiereich mit vielen pflanzlichen Fetten (Nüsse, Samen, Kerne). Weißzucker  und Weißmehl werden weiterhin möglichst vermieden. Das Mehl mahle ich selber und das Brot wird selbst gebacken. Inzwischen traue ich mich sowohl am Herd wie auch beim Brot backen schon an kompliziertere Gerichte, so ist auf dem Bild mein erstes Sauerteigbrot.

Wo immer es geht, werden unverarbeitete und regionale Lebensmittel verwendet.

Sonstiges


Mit meiner Checkliste habe ich gute Erfahrungen gemacht, ich gehe sie regelmäßig zu jeder Mahlzeit durch und versuche eine akribische Abarbeitung einzuhalten. Dabei kommen doch inzwischen erhebliche Kosten zusammen, die nur teilweise von der Krankenkasse übernommen werden.

Ein haarsträubendes Beispiel ist meine Zahnschiene, die ich zur Prophylaxe benutze. Diese Schienen werden von der Krankenkasse finanziert. Jeden Abend werden diese Schienen mit Elmex-Gelee bestrichen, damit nur die Zähne fluoriert werden. Die Paste wird nicht von der Krankenkasse übernommen.

Nachdem ich mich gefragt habe, wie ich die Paste in die Schiene bekomme, dass nur die Zähne benetzt werden und nicht das Zahnfleisch, habe ich mich doch im Internet einmal informiert. Am besten hat mir die Variante mit den Wattestäbchen gefallen, mit denen normalerweise die Ohren ausgeputzt werden. Damit funktioniert das gut.

Wie immer möchte ich mich bei Euch für die vielfältigen Wünsche bedanken. Sie helfen mir wirklich sehr, durch diese Zeit zu kommen.

Besonderer Dank geht an Jana Bina, die mir mit Rat und Tipps extrem hilft.